Fehlerkultur in Wien und Berlin: Scheitern und Gründen in den Hauptstädten

Studie der Jungen Wirtschaft Wien

Grafik  einer abstürzenden Rakete zwischen Wien und Berlin
© Sara Habiak

Misserfolge – privat wie auch wirtschaftlich – sind oft schwierig zu verarbeiten. Dabei lassen sich wertvolle Erfahrungen daraus ziehen. In einer Fehlerkultur-Umfrage wollten wir herausfinden, was sich ändern muss, damit noch mehr junge Menschen eine Gründung oder einen Neustart wagen – und welche Stigmata oftmals im Weg stehen. Dazu haben wir Menschen unter 40 Jahren in Wien und Berlin, die zumindest schon einmal gegründet haben, zu ihren persönlichen Erfahrungen rund um das Scheitern befragt. Die vier Haupt-Themengebiete haben wir für euch hier kompakt zusammengefasst:

Städtevergleich: Berlin mit mehr Gründungen und Misserfolgen, bürokratische Hürden großes Problem in Wien

Im Städtevergleich der Befragten haben die Wirtschaftstreibenden in Berlin durchschnittlich 1,8 Unternehmen gegründet – und damit fast doppelt so viel wie ihre Wiener Pendants (1,0 Unternehmen). Entsprechend mehr Erfahrungen wurden in der deutschen Hauptstadt auch mit dem Scheitern gemacht: Mehr als ein Drittel der Berliner (35,5 Prozent) hat mit einer Gründung Misserfolg erlebt – in Wien sind es hingegen nur 14,6 Prozent. Als häufigste Gründe für den Misserfolg werden in Wien und Berlin unausgereifte Ideen genannt, in Wien zusätzlich schlechte Umsetzung, während in Berlin die Finanzierung im Fokus stand.

Bei den Hauptgründen für das Scheitern des eigenen Unternehmens werden regulatorische und bürokratische Hürden für den Standort Wien mit 13 Prozent fast doppelt so oft genannt wie bei den Jungunternehmern aus der deutschen Hauptstadt (7 Prozent).


Wirtschaftsstandort: Junge Wirtschaftstreibende in Berlin zufriedener

Mit den Gegebenheiten des jeweiligen Wirtschaftsstandortes sind die Wirtschaftstreibenden in Berlin zufriedener: Rund 58,9 Prozent sind sehr oder eher zufrieden mit dem Wirtschaftsstandort ihrer Stadt. Bei den Wiener Befragten sind es insgesamt mit rund 54,5 Prozent etwas weniger – allerdings sind fast ein Viertel der Befragten aus Wien „sehr zufrieden“ (23,5 Prozent), damit ist man Berlin voraus (16,8 Prozent).

Mehr als sechs von zehn Berliner Unternehmerinnen und Unternehmern (60,9 Prozent) würden Gründungsinteressierten empfehlen, in ihrer Stadt zu gründen – in Wien ist es etwas mehr als die Hälfte (52,6 Prozent). Allerdings ist auch der Anteil derjenigen, die davon abraten würden, in Berlin mit rund 17,8 Prozent größer als in Wien mit 14,1 Prozent.

Sogar die Verlagerung des Unternehmens an einen anderen Standort aufgrund von Steuer- oder Mitarbeiterregelungen ist für viele eine reale Überlegung: Etwa ein Drittel der Wiener (30,1 Prozent) hat bereits darüber nachgedacht – in Berlin sind es sogar rund 40,2 Prozent der Befragten.

Mehr als die Hälfte würde nach Scheitern wieder gründen, Angst vor Neugründung in Berlin mehr als doppelt so hoch wie in Wien.

In Berlin würden 66,4 Prozent der Befragten gleich im Anschluss oder später noch einmal eine Gründung wagen – in der österreichischen Hauptstadt sind es mit 54 Prozent um rund 12 Prozentpunkte weniger. Ebenso würden rund 12,5 Prozent der Wiener Befragten nach einem Scheitern ihres aktuellen Unternehmens wahrscheinlich gar nicht mehr gründen – in Berlin sind es hingegen nur rund 9,4 Prozent. Insgesamt wird Scheitern von der Mehrheit der Befragten aber nicht als Grund gesehen, es nicht noch einmal mit einem neuen Unternehmen zu probieren.

Dennoch hält sich auch ein Prozentsatz der Befragten, der nach einem Scheitern Angst hatte, erneut zu gründen. In Wien gaben dies rund 5,4 Prozent der jungen Wirtschaftstreibenden an, in Berlin war die Angst vor einer erneuten Gründung mit rund 14 Prozent mehr als doppelt so hoch.


Persönliches Umfeld als Berührungspunkt und Unterstützung

Als erster Berührungspunkt mit dem Thema Unternehmensgründung spielt das persönliche Umfeld in Wien die größte Rolle (34,5 Prozent), noch deutlich vor Schulen und Universitäten. Das persönliche Umfeld ist in Berlin allerdings noch wichtiger (43,9 Prozent) als in Wien. Auch die Universität hat hier mit 24,3 Prozent eine größere Bedeutung als in Wien (11,8 Prozent).

Die Unterstützung von der eigenen Familie sowie auch von Freunden und Bekannten für die Gründung ist in beiden Hauptstädten ähnlich ausgeprägt. 47 Prozent der Befragten aus Berlin geben an, ihre Familie hätte sie zum Gründen bestärkt, in Wien sind es rund 39 Prozent. Bei Freunden und Bekannten wiederum zeichnet sich ein ähnliches Bild – mit rund 54 Prozent der Befragten liegt auch hier Berlin knapp vor Wien mit 49 Prozent.


Beschreibung der Untersuchung 

Auftraggeber: Junge Wirtschaft Wien
Zielgruppe: Gründer:innen Wien und Berlin bis 40 jahre
Stichprobengröße: Wien: n= 400; Berlin: n=150
Stichproben-Methode: Online
Rundungsdifferenzen (99 – 101 Prozent)
Untersuchungszeitraum: Wien: Jänner – März 2025; Berlin: Blitzumfrage im März 2025
Ausführendes Institut: FAILURE Institute

Das könnte dich auch interessieren:

Zukunftsmacher:innen von Salzburg

Mehr lesen
gruppenbild
© WKOÖ

„Jungunternehmer:innenpreis 2024“ verliehen

Raketenstarter, Regionenrocker und Visionenreiter: Junge Wirtschaft OÖ zeichnet neun erfolgreiche Unternehmen in drei Kategorien aus

Mehr lesen

Junge Wirtschaft startet mit Schwung ins neue Jahr

2024 erwarten die jungen Selbständigen in Oberösterreich viele Möglichkeiten zum Netzwerken

Mehr lesen