Der Aufschwung braucht Investitionen in die Kinderbetreuung

In der Wirtschaft stehen die Zeichen wieder klar auf Aufschwung. Damit dieser Aufschwung nachhaltig wirken kann müssen die Rahmenbedingungen stimmen und zwar nicht nur bei Steuern und Bürokratie, sondern auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 

Portrait Elisabeth Zehetner

Elisabeth Zehetner

Frühere JW Bundesgeschäftsführerin

15.2.2022

Kindergartenkinder beim Spielen
© lordn | adobe stock

Wir dürfen heuer mit starkem Wirtschaftswachstum rechnen - und auch die kommenden Jahre versprechen gute Aussichten. Das alles sind gute Nachrichten für junge Unternehmerinnen und Unternehmer.

Klar ist aber auch: Für einen nachhaltigen Aufschwung müssen die Rahmenbedingungen stimmen - und daher laufend verbessert werden. Dabei geht es nicht nur um Faktoren, wie die - erfreulicherweise dank Steuerreform - sinkende Steuerbelastung. Oder um weniger Bürokratie durch eine moderne digitale Verwaltung.

Ganz entscheidend sind auch die Rahmenbedingungen für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf - insbesondere von jungen Unternehmerinnen und Unternehmern, aber auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. 

Dabei haben wir es mit zwei besonderen Herausforderungen zu tun:  

  • Unternehmerinnen spielen bei mehr wirtschaftlicher Dynamik durch Gründungen eine wichtige Rolle. Ihr Anteil an den Gesamtgründungen liegt bereits bei 45%. Österreich hat auch im vergangenen Jahr wieder einen Gründungsboom verzeichnet. Damit wir optimal von der weiblichen Gründungs- und Wachstumsdynamik profitieren können, braucht es bestmögliche Vereinbarkeitslösungen. Wer Kind/er hat, soll trotzdem erfolgreich sein Unternehmen führen können.
  • Die zweite große Herausforderung für nachhaltiges Wachstum ist die Lösung des Fachkräftemangels. In vielen Branchen klagen gerade auch junge Unternehmen darüber, dass sie nicht die Fachkräfte finden, die sie für ihr Business brauchen. Zur Lösung des Fachkräftemangels gibt es mehrere Ansätze, einer davon ist es, bestehende Fachkräftepotenziale besser zu nutzen und Reserven zu mobilisieren. Das gilt ganz besonders für Frauen, die nicht oder nur in Teilzeit arbeiten, weil sie keine ausreichende Unterstützung der Kinderbetreuung haben. Es muss uns gelingen, diese arbeitsmarktpolitisch wichtige Gruppe durch verlässliche Vereinbarkeitslösungen bestmöglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren - damit gerade auch die jungen Betriebe ein zusätzliches Fachkräftepotenzial nutzen können. 

Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung

Ein wichtiges Instrument, mit dem wir beide Herausforderungen anpacken und lösen können, ist ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Geburtstag. Dafür setzen wir uns im Rahmen der Wirtschaftskammer - genauso wie die anderen Sozialpartner - ein. Notwendig dafür sind ein Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und eine Ausweitung der Öffnungszeiten. Kinderbetreuungsplätze müssen in Österreich flächendeckend, ganztägig, qualitätsvoll und leistbar sein.

Natürlich ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden. Aber das Geld ist mehr als gut investiert: Einer EcoAustria-Studie zufolge würden schon in kurzer Zeit zwei Drittel der öffentlichen Ausgaben durch Mehreinnahmen gedeckt, die vor allem durch die erhöhte Erwerbsbeteiligung von Eltern entstehen. Dazu kommt ein Anstieg des Privatkonsums. Längerfristig kommt jeder in die frühkindliche Bildung investierte Euro um ein Mehrfaches zurück. Nachdem Maßnahmen, die mehr bringen als sie kosten, vergleichsweise rar gesät sind, sollten wir diese Chance gerade auch aus wirtschaftlichen Gründen unbedingt nützen.

Nicht zu vergessen: Der verlässliche Kinderbetreuungsplatz steigert auch die Attraktivität ländlicher Regionen für junge Familien - und wirkt dadurch der Landflucht entgegen. Digitale Infrastruktur und Kinderbetreuungs-Infrastruktur bringen den Wirtschafts- und Lebensraum Land klar nach vorne. 

In diesem Sinn: Stellen wir in jeder Hinsicht die Weichen für einen starken und nachhaltigen Aufschwung! Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für die künftige Vereinbarkeit von Zukunft, Wachstum und Wohlstand. 

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