Viktoria Schnaderbeck gewann als Fußballerin Titel in mehreren europäischen Ligen und war Kapitänin der österreichischen Nationalmannschaft, bevor sie ihre Karriere im August 2022 beendete. Neben ihrer Karriere im Profisport zeigt die 1991 geborene Steirerin als Keynote-Speakerin ihren Zuhörer:innen, wie man mit Erfolgen und Misserfolgen umgehen sollte.
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Wir haben uns nach ihrer Keynote am JW Summit 22 auf fünf Fragen mit Viktoria Schnaderbeck getroffen.
JW: Wie schafft man es, sich nach einem Fehler erneut zu fokussieren und darauf zu besinnen, was zählt: Nach vorne zu blicken und wieder Top-Leistung zu zeigen?
Viktoria Schnaderbeck: Bei mir persönlich spielte die Emotionskontrolle immer eine große Rolle, und auch Selbstgespräche können einen positiven Einfluss haben. Während meiner Karriere habe ich auch mit einer Sportpsychologin zusammengearbeitet, um das Abgleiten in die Negativspirale zu stoppen. Ich habe mir immer ein Stop-Signal gesetzt, um diese negativen Gedankengänge aufzuhalten, das habe ich geübt und trainiert. Und das Wichtigste ist: Du musst dich auf die nächste Situation konzentrieren, auf den nächsten Schuss oder die nächste Flanke.
Was sagen Sie einem kleinen Mädchen, welches von den Burschen in der Nachbarschafft gehänselt wird, weil es unbedingt Fußball spielen möchte?
Ganz klar: Nicht von den blöden Sprüchen runterziehen lassen, sondern ignorieren und sagen, jetzt erst recht. Für mich war es immer die größte Motivation, dass ich die Leute nach solchen Sprüchen auf dem Platz schwindelig spielen wollte. Aber es ist auch sehr wichtig, dass man Leute hat, Freunde und Familie, die einem guttun und einen bestärken. Denn es gibt immer die, die blöd reden, aber dann gibt es auch diejenigen, die an dich glauben.
Sie haben in Ihrer Keynote ja auch Ihre Verletzungen angesprochen, die auch das Karriere-Aus hätten sein können. Wie kämpft man sich nach einer solchen Verletzung, nach solch einem Rückschlag wieder zurück?
Ich habe mir dabei selbst Versprechen gegeben, die für mich gewissermaßen als mentale Leitplanken funktioniert haben. Das hat mich darin gestärkt, meine Prinzipien durchzuziehen und mir selbst treu zu bleiben. Anderen, die mit ähnlichen Rückschlägen umgehen müssen, kann ich diese Tipps geben:
Punkt eins: Bleibe im Hier und Jetzt und konzentriere dich auf den Weg, der vor dir liegt.
Punkt zwei: Akzeptiere nur dein Bestes. Du weißt, dass du es schaffen kannst.
Punkt drei: Lass Emotionen zu, aber handle rational.
Punkt vier: Definiere dein persönliches Erfolgsteam. Bei mir war das meine Familie, meine Teamkolleginnen, aber auch gute Physios und Ärzte, denen ich vertrauen konnte.
Wie sind Sie vorgegangen, als Sie nach dem Ende deiner Profi-Karriere Ihre neue Karriere als Speakerin in der Selbstständigkeit aufgebaut haben?
Mir war es immer schon wichtig, mir auch während der Profizeit den Blick über den Tellerrand zu bewahren. Ich habe das Abitur in Deutschland gemacht und einen Bachelor im Sportmanagement und einen Master in Wirtschaftspsychologie absolviert. Was ich heute als Speakerin mache, ist auch nicht nebenbei entstanden, da steckt lange Vorarbeit drin. Ich wusste immer, dass wenn der Moment X kommt, dann ziehe ich das durch.
Wo ich genau lande, kann ich noch nicht sagen, aber ich habe den Anspruch, das Beste aus mir rauszuholen. Ich habe gemerkt, dass ich einen Unternehmergeist habe, ich möchte innovativ und kreativ sein und ich möchte nicht in eine Box gesteckt werden. 08/15 ist für mich langweilig, das möchte ich nicht, ganz egal wohin die Reise geht. Und ein Gedanke ist natürlich, dass ich eine Agentur oder eine Firma gründe - wir werden sehen.
Was bedeutet Erfolg für Sie persönlich?
Ich würde sagen, für mich bedeutet Erfolg nicht, wie viele Titel ich gewonnen habe. Ich definiere meinen Erfolg nicht über solche Dinge, sondern darüber, wie ich mit Rückschlägen umgegangen bin, wie ich diese weggesteckt habe und stärker aus ihnen hervorgegangen bin.