Im Schafwollzentrum werden pro Jahr mehrere Tonnen Wolle von über 500 Tiroler Schafhalter:innen angekauft. Die lokale Wolle ist aber längst kein lukratives Geschäft mehr. Der aktuelle Wert liegt bei 0,50 € / kg – vor 100 Jahren war es noch das Hundertfache. Aufgrund der synthetischen Fasern hat der Wert immer mehr abgenommen. Ein Schaf produziert ca. 3 kg Wolle beim Scheren – pro Schaf erhält der Bauer also rund 1,50 €. Allein das Scheren kostet jedoch schon 3 bis 5 €. Aktuell wäre es sogar günstiger, Wolle aus Neuseeland zu importieren, als diese regional zu kaufen.
Die Teilnehmer:innen bekamen einen spannenden Einblick in den aufwendigen Verarbeitungsprozess, bei dem die Wolle ganze 11-mal in den Händen war, bevor sie zu Garn oder Teppichen verarbeitet wird. Vom Waschen – bei dem die Wolle bis 30 bis 50 % ihres Gewichts verliert – über das Färben in bis zu 61 Farbtönen in Deutschland, bis hin zur kardierten und versponnenen Endform legt die Tiroler Wolle rund 1300 Kilometer zurück. Klingt nach viel? Zum Vergleich: eine Jeans reist durchschnittlich 30.000 bis 40.000 Kilometer, bevor sie bei uns landet.
Im Schafwollzentrum wird die Wolle nach dem Auflockern, Mischen und Kardieren zu Garn verarbeitet oder direkt vor Ort zu hochwertigen Teppichen gewebt. Ein interessanter Fakt: Gewaschene Schafwolle ist nicht brennbar – ein natürliches, sicheres und nachhaltiges Material.
Auch das Projekt "AUTwool" wurde vorgestellt - eine Weste aus 100 % Tiroler Bergschafwolle, die komplett in Österreich verarbeitet wird – von der Schafschur über das Spinnen, Stricken und Walken bis hin zur Fertigung der Weste. Die Wolle hierbei stammt aus dem Ötztaler Schafwollzentrum. Die Besonderheit: Auch Nähgarn und Knöpfe bestehen aus natürlichen Materialien, sodass das gesamte Produkt kompostierbar ist.
Beim anschließenden Ausklang konnten die Teilnehmer:innen jegliche Fragen stellen und neue Kontakte knüpfen – ein informativer und inspirierender Abend im Zeichen von Regionalität, Nachhaltigkeit und Innovation.