Das sind häufig die ersten Assoziationen, wenn der Begriff genannt wird. Die Antwort liegt dazwischen. Es sind Unternehmen, die mit Produkten oder Dienstleistungen am Markt tätig sind, deren Geschäftsmodell im Kern aber auf der Lösung eines gesellschaftlichen Problems beruht. Der erwirtschaftete Gewinn wird größtenteils in diesen Impact reinvestiert.
Die Geburtsstunde von Social Entrepreneurship
Dieses Phänomen ist nicht neu. Bereits in den 80er Jahren prägte Bill Drayton den Begriff des Social Entrepreneurship. Manche nennen sogar Florence Nightingale als erste soziale Entrepreneurin. In den letzten Jahren hat diese Entwicklung verstärkt an Momentum gewonnen, nicht zuletzt bedingt durch ein zunehmendes Nachhaltigkeitsbewusstsein aufgrund der wachsenden ökologischen und gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit. Diese Probleme wie Migration, Überalterung, ungleiche Bildungschancen, Armut oder soziale Ausgrenzung werden in Zukunft immer größer werden, darüber herrscht Common Sense. Social Entrepreneurs leisten wertvolle Beiträge in der Bewältigung dieser Herausforderungen. Der attraktive Nebeneffekt, sie tun es in der Regel ohne den Steuerzahler damit zu belasten finanziert über ihre Markteinkünfte, zumindest mittelfristig. Denn ähnlich klassischen Unternehmensgründungen sind auch Social Enterprises in den Anfängen auf externe finanzielle Unterstützung angewiesen. Da ihnen aufgrund ihrer gesellschaftlichen Ausrichtung klassische Eigenkapital- und Fremdkapitalgeber, wie Venture Capitalists, Business Angels oder Banken, eher skeptisch gegenüberstehen, bleibt häufig zu Beginn der Griff zu Spenden oder anderen Formen von Zuschüssen. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell sieht allerdings langfristig überwiegende Marktfinanzierung vor.
Damit zeigen sich schon zwei große Herausforderungen, mit den Social Entrepreneurs zu kämpfen haben. Zum einen die noch vorherrschenden Missverständnisse bzw. Unwissenheit über diesen Bereich in Gesellschaft und Politik, zum anderen die schwierige externe Finanzierung. Dazu kommen noch all die anderen Hürden, mit denen sich Unternehmensgründer*innen konfrontiert sehen.
SENA – Social Entreprenurship Network Austria
Aus diesem Grund wurde Ende 2018 SENA, das Social Entrepreneurship Network Austria (sena.or.at), als Interessensvertretung und erste Anlaufstelle für diesen Bereich gegründet. Der Bereich ist sehr heterogen, es sind nahezu alle Branchen vertreten, was alle eint ist die gesellschaftliche Ausrichtung. Aus diesem Grund ist die Schaffung einer gemeinsamen Identität der Social Entrepreneurs in Österreich auch ein zentrales Anliegen von SENA, gefolgt von mehr Sichtbarkeit und stärkerer Vernetzung und der Schaffung eines geeigneten Ökosystems für Social Entrepreneurship inklusive entsprechender Finanzierungsmöglichkeiten.
Best Practices made in Austria
Wer sind nun diese Social Enterprises? Es gibt zahlreiche Bespiele in Österreich und es seien hier nur ein paar exemplarisch genannt. Talentify, das sich für peer-basierte Nachhilfe stark macht und so alle Kinder- und Jugendlichen gleichermaßen am Bildungssystem teilhaben lassen möchte, oder Shades Tours, die Obdachlosen einen Weg zurück in die Normalität bieten wollen, in dem sie von ihnen durchführte Führungen durch Wien organisieren und so die Stadt von einer ganz anderen Seite zeigen, oder Topfreisen, das mit seinem Catering zur Integration von Flüchtlingen beiträgt. Die Liste ließe sich noch beliebig weiterführen.
Think social
Social Entrepreneurship ist ein spannendes Phänomen, das auch unsere klassische Wirtschaft dynamisieren kann, da es ein Umdenken beinhaltet. Keinesfalls kann und will Social Entrepreneurship klassische Wirtschaftsformen als wichtige Pfeiler unserer Ökonomien ersetzen, sondern sieht sich als weitere Facette in einem zunehmend komplexeren Betätigungsfeld. Es wäre schön, wenn es zu verstärkter Zusammenarbeit und wechselseitiger Befruchtung zwischen den beiden Bereichen käme. Auch dafür steht SENA.
Constanze Stockhammer ist Geschäftsführerin bei Social Entrepreneurship Network Austria